Die Samariter von Osnabrück

Auf dem Weg nach Jericho liegt ein schwerverletzter Mann. Einheimische, die zufällig vorbeikommen, setzen ihren Weg fort. Ausgerechnet ein Fremder, ein Mann aus Samarien, hilft ihm und rettet ihm das Leben. So wird die Szene im Neuen Testament der Bibel erzählt. Jesus stellt seinen Jüngern diesen Mann aus Samarien, den barmherzigen Samariter, als leuchtendes Beispiel vor Augen. Kümmert euch um euren Nächsten, sagt er. Handelt danach.

2000 Jahre später handeln die Kirchen in Osnabrück so, wie es der Samariter getan hat. Sie helfen Menschen, die Schwierigkeiten haben. Caritas, Diakonie, kirchliche Fachverbände – sie werfen ihre Professionalität in die Waagschale, um dem Beispiel des Samariters zu folgen. Dabei ist es egal, ob derjenige, der hilfesuchend zu ihnen kommt, an Gott glaubt oder in einer Kirche ist. Wir haben einige Beispiele zusammengetragen.

Wärmestube:

Morgens um halb sechs geht es los. Dann öffnet die Einrichtung in der Bramscher Straße ihre Türen für die Wohnungslosen. „Das ist gerade im Winter wichtig, dass sie nach der kalten Nacht etwas Warmes zu trinken bekommen oder sich duschen können“, sagt Joachim Meyer. Der katholische Diakon ist sich sicher, dass die Wärmestube deutschlandweit die einzige Einrichtung dieser Art ist, die tatsächlich an 365 Tagen im Jahr geöffnet hat. Am Wochenende zwar erst ab 7 Uhr, aber trotzdem von ganzem Herzen.  
Die Wärmestube wurde von Franziskanerpatres gegründet, dann von Thuiner Ordensschwestern weiterbetrieben, schließlich übernahm das Bistum. Seitdem ist Diakon Meyer hier. Er muss viele Kontakte pflegen, denn die Arbeit finanziert sich aus Spenden. So ist er dankbar für jeden Euro, für jede Sachspende. Gerade jetzt, wo die Energiekosten steigen, sei das wichtig, sagt er.
Die Wärmestube wird nicht nur von Wohnungslosen genutzt, auch bedürftige Familien gehören zu den Gästen. Bekannt ist die Einrichtung auch für eine Feier am Heiligabend – mit bis zu 500 Gästen. Die kann es dieses Jahr wegen Corona nicht geben, doch Meyer verspricht, für ein Geschenk zu sorgen: „Unsere Leute werden schon merken, dass Weihnachten ist.“ Aber mehr wird nicht verraten.

Kontakt

Wärmestube

Bramscher Straße 158,

Osnabrück

Telefon 0541/982520;

bistum-osnabrueck.de/waermestube-osnabrueck/



Bahnhofsmission:

Sie stehen bei Wind und Wetter am Bahnsteig, um Reisenden zu helfen – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahnhofsmission. In ihren blauen Westen sind sie gut zu erkennen. Sie halten Ausschau nach Menschen, denen das Gepäck zu schwer wird oder die nicht wissen, wo sie ihren Anschlusszug finden. „Osnabrück ist ein Kreuzungsbahnhof, da kann man leicht die Orientierung verlieren“, sagt Marcel Bohnenkamp, der Leiter der ökumenischen Einrichtung.
Diejenigen, die den Weg zum Aufenthaltsraum der Bahnhofsmission an Gleis 1 finden, sind aber längst nicht nur Durchreisende. Der Raum ist auch Anlaufpunkt für Bedürftige, die keine Wohnung haben oder die mit ihrem Leben nur schwer klarkommen. In Corona-Zeiten haben sie es besonders schwer und freuen sich über Unterstützung. Sei es durch Lebensmittel, sei es durch ein gutes Wort, sei es, sie ganz praktisch zu einem Impftermin zu begleiten. „Es wächst die Not“, sagt Bohnenkamp. „Und auch der Seelsorgebedarf.“
Im Advent wird wieder ein Verkaufsstand vor dem Bahnhof aufgestellt, in dem selbst gemachte Waren angeboten werden – Marmelade, Kerzen, Weihnachtsdeko, Nikoläuse, Mützen, Drechselarbeiten. Am 4. Advent gibt es im Bahnhofsgebäude kurze Andachten, die musikalisch untermalt werden. Für ihr Engagement sucht die Bahnhofsmission immer nach Ehrenamtlichen, die die Arbeit der Hauptamtlichen unterstützen. Vor allem für jüngere Menschen gibt es viel zu tun.

Kontakt

Bahnhofsmission

Hauptbahnhof Gleis 1;

49074 Osnabrück

Telefon 0541/27310

www.diakonie-os.de/angebote/hilfe-und-unterstuetzung/bahnhofsmission.html



Allgemeine Soziale Beratung:

 Wie bekomme ich zu Weihnachten ein vernünftiges Essen auf den Tisch? Wie finanziere ich die Geschenke für meine Kinder? Zwei Fragen, die Familien mit geringem Einkommen erhebliches Kopfzerbrechen bereiten. Gerade am Monatsende ist das Geld knapp, das wiegt im Dezember dann besonders schwer. In der Beratungsstelle der Caritas ist das nur ein Beispiel für Probleme, mit denen Menschen hier vor der Tür stehen. „Bei uns gibt es in der Regel keine Geschenke, und auch Essensgutscheine nur in Ausnahmefällen“, sagt Gabriele Bührs. Aber die Caritas-Mitarbeiter können helfen, Angebote anzunehmen, die jedem offenstehen: zum Beispiel die Tafel. Und manchmal werden dann doch Geschenke vermittelt: Jedes Jahr fragen große Firmen an, weil sie Familien mit kleinen Gaben unterstützen möchten. In diesem Jahr war es ein Sportartikelhersteller. 80 Kinder werden vor Weihnachten beschenkt.
Die finanzielle Not spielt bei der Beratungsarbeit die größte Rolle. Die defekte Waschmaschine, das Darlehn, das nicht mehr bedient werden kann, der Antrag, der gestellt werden muss. Doch auf den Tisch kommen auch alle anderen Themen, die im Leben vorkommen können: „Das ist so bunt wie das Leben“, sagt Bührs. Nicht in allen Fällen können die Beraterinnen und Berater selber weiterhelfen. Im Zweifel wissen sie aber eine andere Stelle, die unterstützen kann.

Kontakt

Caritas

Beratungsstelle Osnabrück

Johannisstraße 91

49074 Osnabrück

Telefon: 0541 341-0



Winternothilfe:

Der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) hat nachgezählt: Zwischen 60 und 70 Wohnungslose leben in Osnabrück derzeit auf der Straße. Dazu kommen rund 400 Männer und Frauen, die „Sofa-Hopping“ betreiben, also mal hier, mal da unterschlüpfen. Wer im Winter bei starkem Frost im Freien schläft, schwebt in Lebensgefahr. Deshalb gibt es die Winternothilfe von der gemeinnützigen Gesellschaft Soziale Dienste – SKM, die auch für diesen Winter wieder alternative Unterkünften gesucht hat. Zum Glück ist wieder eine „warme Platte“ gefunden worden.
So nennen die Fachleute um Heinz Hermann Flint ein Gebäude, das zum Beispiel kurz vor dem Abriss steht, in dem es aber noch Infrastruktur gibt wie Heizung, Strom und Wasser. Bis ins Frühjahr hinein bietet der SKM dort Unterschlupf für die Nachtstunden, Ehrenamtliche helfen, dass die Tür abends geöffnet und morgens wieder verschlossen wird. Die Evangelischen Stiftungen haben ein Haus zur Verfügung gestellt.
Daneben gibt es das Angebot in der Tageswohnung im Laurentiushaus, wo sich montags bis freitags Wohnungslose aufhalten können. Jetzt wollen Ehrenamtliche anbieten, dass das Haus auch am Wochenende geöffnet wird. Dort gibt es Essen und Getränke, manchmal auch Einkaufsgutscheine oder einen warmen Schlafsack, dort wird auch zu Impfaktionen aufgerufen. Im Sommer holten sich 130 Menschen die für sie so wichtige Spritze gegen Corona.

Kontakt

Verein für Soziale Dienste Osnanbrück – SKM (Träger der Winternothilfe):

Alte Poststraße 11

49074 Osnabrück

Telefon: 0541 331440

www.skm-osnabrueck.de



Café Connection:

Sie leben oft am Rande der Gesellschaft: Drogenabhängige haben in Osnabrück in einem Café eine feste Anlaufstelle, in der sie sich ohne weitere Sorgen aufhalten können. Im Café Connection der Diakonie dürfen sie einkehren, ohne Bedingungen erfüllen zu müssen. Natürlich dürfe hier niemand straffällig werden, sagt Oliver Moch, aber man darf auch kommen, wenn man gerade Drogen konsumiert hat. Im Café gibt es Essen und Getränke für kleines Geld, hier dürfen die Besucher die Beine hochlegen, wenn sie erschöpft sind. „Wir wollen keine Hürden aufbauen“, sagt Moch.
50 bis 60 Gäste kommen pro Tag. Sie können sich in ihrer Notlage auch beraten lassen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen ihr Netzwerk an Hilfsleistungen zur Verfügung, vermitteln zum Jobcenter, zur Justiz oder auch mal zum Vermieter.
Café-Arbeit leistet die Diakonie in der Innenstadt auch für zwei weitere Zielgruppen: Im Café Mandela finden vor allem geflüchtete Menschen eine Zuflucht, im Café Oase halten sich in erster Linie Alkoholkranke auf.

Kontakt

Café Connection

Hermannstraße 1

Telefon 0541/804489;

www.diakonie-os.de/cafe-connection



Suchtberatung:

Advent und Weihnachten sind für viele Menschen kritische Zeiten. Bei der Suchtberatung der Caritas gibt es zwischen den Feiertagen deshalb keine Pause: „Gerade an den Feiertagen kommt es zu Streitigkeiten, zu Rückfällen“, sagt Jens Kirchhoff. Wer Weihnachten als Kind nicht etwa entspannt, sondern schon damals mit viel Beziehungsstress oder Alkoholproblemen der Eltern erlebt hat, der möchte seinen Schmerz vielleicht auch als Erwachsener betäuben. In der Beratungsstelle spielt Gruppenarbeit eine große Rolle, bei der vermittelt werden soll, dass Advent und Weihnachten auch eine schöne Zeit sein kann. „Viele Klienten sind dankbar, dass unsere Tür dann offensteht“, sagt Kirchhoff. Aber auch die Telefone sind besetzt.

Kontakt

Caritas Suchthilfe

Johannisstraße 91,

Telefon 0541/341404;

www.caritas-os.de/fachambulanzsucht



Kontakt

Dom Medien GmbH

Schillerstraße 15

49074 Osnabrück

 

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