Das Spielzeug, das kaum benutzt, der Rock, der kaum getragen wurde – wer so etwas zu Hause hat, aber nicht weiß wohin damit, der kann es vielleicht einem Sozialen Kaufhaus spenden. Und anderen damit eine Freude bereiten.
Gerd Jakubzek sieht die Notwendigkeit für eine Veränderung. Schon seit zwei Monaten steht der Spielzoo im Regal. Doch bisher hat sich kein Kunde dafür begeistert – das ist allerdings
ungewöhnlich. Also wird das Stück, das schon einmal in einem Kinderzimmer gestanden haben muss, für eine gewisse Zeit an die Seite geräumt. „Halt doch bitte mal die Tasche auf“, sagt Jakubzek zu
Silvia Trienen. In Windeseile sind kleine Tiere, Menschen und die Gebäude in der großen Tüte verschwunden. Zum Weihnachtsgeschäft werden sie wieder hervorgeholt und bekommen eine neue Chance.
Vielleicht macht der Zoo dann doch noch einem Kind eine Freude.
„Jedes Kind braucht einen Engel“ heißt der Laden in der Bremer Straße auf dem Weg nach Belm. Es gibt ausschließlich gespendete Waren zu kaufen. „Das heißt aber nicht, dass wir etwa Ramsch
anbieten“, sagt Silvia Trienen. Die 50-Jährige leitet das Projekt, das einst in Lüstringen entstand, zwischendurch in der Mindener Straße beheimatet war und seit April hier zu Hause ist. In ein
paar Wochen wird es einen weiteren Standort in Lüstringen geben. Neben dem Sozialen Kaufhaus bietet der Verein auch Hilfen für Familien und Senioren.
160 Quadratmeter Verkaufsfläche stehen in der Bremer Straße zur Verfügung. Es gibt Spielzeug und Haushaltswaren, Bekleidung und Schmuck. 27 Ehrenamtliche unterstützen die beiden Hauptamtlichen.
Manche bringen Fachwissen mit, eine Frau hat etwa als Verkäuferin gearbeitet. Einige haben nur zweimal im Monat Zeit, andere kommen mehrmals die Woche. Wer seine Hilfe anbietet, hat zeitlich
gesehen die freie Auswahl. Und auch inhaltlich. So ist jeder Ehrenamtliche für einen gewissen Teil des Ladens zuständig, etwa für die Schuhe, die Handtaschen, den Schmuck oder das Geschirr. Bei
Christel Deuper laufen die Fäden zusammen. Die 65-Jährige koordiniert den Einsatz der freiwilligen Helferinnen und Helfer – und macht das ehrenamtlich.
„Die Ehrenamtlichen sind das Kapital des Ladens.“
Anfang 20 ist die jüngste Ehrenamtliche, gut 80 die älteste. Sie sind das Kapital des Ladens, der ausschließlich von Spenden lebt. Was nicht mehr verwendet werden kann, wird weitergegeben. An die
Tafel, die Diakonie oder die Heilpädagogische Hilfe. Nachhaltigkeit ist ein hohes Gut.
Heute Morgen geht es lebendig zu im Laden, ständig kommen Kunden, stöbern kurz, kaufen dann. Es ist ein Sozialer Laden, von der evangelischen Kirche betrieben, aber für die Kunden ist das gleich.
Allerdings: Wer seine Bedürftigkeit nachweisen kann, bekommt eine Kundenkarte und erhält damit 50 Prozent Rabatt auf die ohnehin günstigen Preise. Als gemeinnütziger Verein muss „Jedes Kind
braucht einen Engel“ nachweisen, dass zwei Drittel der Kunden von staatlicher Unterstützung leben. „Als 2022 die Flüchtlinge aus der Ukraine kamen, lag die Quote sogar noch höher“, sagt Silvia
Trienen.
Der Laden ist aber nicht in erster Linie auf Verkauf aus. Auch die Begegnung ist wichtig, und so soll der Einkauf zu einem Erlebnis werden. Immer wieder kommt es vor, dass Kundinnen und Kunden
reden wollen. Dafür ist Zeit, dafür gibt es auch mal einen Kaffee. Silvia Trienen deutet auf einen Tisch im Verkaufsraum. „Da ist Platz“, sagt sie. Der Tisch kann nämlich auf 3,60 Meter
ausgeklappt werden.
Text & Fotos: Matthias Petersen
Soziale Kaufhäuser leben davon, dass Sachspenden angeliefert werden, die dann – je nach Zustand – ein wenig aufgearbeitet und zu günstigen Preisen wieder verkauft werden. Was defekt ist und nicht mehr verwendet werden kann, sollte nicht angeliefert werden.
„Jedes Kind braucht einen Engel“, Bremer Straße 228,
Telefon 0541 60099070;
MÖWE gGmbH,
Hauswörmannsweg 88 und Johannisstr. 88, Telefon 0541 506880;
www.skm-osnabrueck.de/moewe-startseite