Ottmar Steffan

Bei seinem Arbeitgeber, der Caritas, fühlt sich Ottmar Steffan pudelwohl.
Für eine Imagekampagne ließ er sich sogar ablichten. Wie alles begann? Seine Eltern spielten eine wichtige Rolle. Und der Vortrag eines Priesters.


Wahrscheinlich wäre alles ganz anders gekommen, hätte seine Mutter damals nicht so sehr dafür geworben, dass ihr 16 Jahre alter Sohn mitkommt zu diesem Vortrag in der Kirche. Ein Priester sollte von seiner Arbeit in der Jus­tizvollzugsanstalt erzählen. Ottmar Steffan war von dem Vortrag begeistert. „Ich fand seine Schilderung beeindruckend, wie er mit diesen doch rauen Burschen umging, wie er einen Zugang zu ihnen fand. Damals wusste ich, dass ich beruflich etwas mit sozialer Arbeit machen wollte“, sagt er mit Blick auf den Abend Ende der 70er Jahre. Dass er in der Kirche arbeiten will, war für ihn auch bald klar.

Lauenstein ist ein kleiner Ort im Weserbergland. Nicht viele Katholiken leben hier, trotzdem wird 1963 eine Kirche gebaut. Ottmar Steffan bezeichnet seine Eltern als „tiefgläubig“, der Vater packt beim Bau des Gotteshauses mit an. Seine Eltern engagierten sich ihr Leben lang in der Gemeinde. Dass Ottmar Steffan und sein jüngerer Bruder innerhalb dieser kirchlichen Gemeinschaft aufwachsen, ist für alle eine Selbstverständlichkeit. „Sonntags in die Messe, nach der Erstkommunion Messdiener – das war für mich alles ganz normal und gehörte dazu.“ Auch, dass man mal nachfragte, wenn jemand nicht zum Gottesdienst kam. „Es hätte ja was passiert sein können.“ Als die ersten Terminkollisionen entstehen, entscheidet sich Ottmar Steffan für die Kirche. Und bekommt dabei auch Unterstützung: „Ich habe immer Fußball gespielt. Damit ich rechtzeitig auf dem Platz stehen konnte, stand immer wieder ein Mannschaftsbetreuer vor der Kirche und hat mich abgeholt.“

Nach dem Abitur muss er für ein Studium auf jeden Fall von zu Hause weg. Er entscheidet sich für Osnabrück, beginnt an der damals bestehenden Katholischen Fachhochschule ein Studium der Sozialen Arbeit, lernt seine Frau kennen, bald wird geheiratet. Die erste berufliche Anstellung erfolgt noch bei der Stadt Hameln, doch schon nach kurzer Zeit wechselt er zur Caritas. Als die zweite Tochter geboren ist, drängt seine Frau auf eine Rückkehr nach Osnabrück. „Eigentlich wollte ich lieber im Weserbergland bleiben, aber der Druck war zu groß“, sagt er und lacht. Dass er mit Flüchtlingen aus Osteuropa gearbeitet hat, kommt ihm jetzt zugute. In der Beratungsarbeit der Caritas findet er seine Erfüllung.

 

„Wir fragen nicht erst, ob ein Ratsuchender auch zu uns gehört.“

Ende der 90er Jahre entsteht Kontakt zu Clemens Pickel, einem deutschen Priester, der in Russland zum Bischof ernannt worden ist. Weil sich Ottmar Steffan durch die Beratungsarbeit mit Osteuropa bereits auskennt, wird er fester Ansprechpartner des Bischofs. Zuerst sind es Hilfslieferungen, schnell geht es in den persönlichen Bereich. Männer aus Osnabrück und Umgebung helfen beim Bau eines Klosters. Auch ein Kuhprojekt ist weit über Osnabrück bekannt.
All das hat auch seinen Glauben geprägt. Während er in Osnabrück eher unauffälliges Gemeindemitglied ist mit regelmäßiger Mitfeier der Sonntagsmesse, fühlt er sich in Russland ganz anders: „Da kann es vorkommen, dass ich bei einem 14-tägigen Besuch bestimmt zehn- oder elfmal in der Messe gewesen bin“, sagt er. Warum? „Vielleicht ist es diese extreme Diasporasituation, die ich annähernd von zu Hause kenne. Sie schafft Nähe – und fordert zu einer großen Entschiedenheit heraus.“

„Die Caritas ist für mich mehr als ein Arbeitgeber, sie prägt mein Leben“, sagt Ottmar Steffan, inzwischen Vater von drei Kindern. Er erlebe einen Arbeitgeber, der sich wohlwollend allen Menschen annehme, die Hilfe suchen. „Ich finde es gut, dass wir nicht erst fragen, ob jemand, der Rat sucht, auch zu uns gehört.“ Und es gefällt ihm, dass bei der Osnabrücker Caritas jeder Mitarbeiter seine Meinung vertreten darf, auch wenn sie nicht hundertprozentig auf der Linie der Kirche liegt. Deshalb war es für ihn auch keine Frage, sich an einer Imagekampagne für seinen Verband zu beteiligen.

Vor einiger Zeit hat er zu Hause ein Buch entdeckt, dass er nach dem Vortrag des Priesters in Lauenstein gekauft hat. Der Geistliche erzählt darin von seiner Arbeit. Es war der Ausgangspunkt für die Berufswahl des jungen Ottmar. Steffan blickt dankbar zurück auf seine Entscheidung: „Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich mit Unbehagen zur Arbeit gegangen wäre.“

 

Matthias Petersen

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